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Katze im Alter

Unsere Zeit ist jetzt

9 Jahre ist es her, dass ich dich, meinen kleinen Streuner, aufgenommen habe. Die erste Zeit war sehr aufregend. Du warst so neugierig, hast jedes Zimmer erkundet und überall Chaos veranstaltet. Die zerbrochenen Vasen, die du bei deinen Streifzügen hinterlassen hast, haben mich nicht gekümmert. Wenn du dich danach an mich geschmiegt und sanft geschnurrt hast, waren die Scherben vergessen.

Außerdem liebtest du die Freiheit und warst stundenlang in der Natur unterwegs. Dabei hast du täglich bewiesen, dass ein erstklassiger Mäusefänger in dir steckt. Inzwischen werden die Mäuschen vor meiner Tür weniger und du liegst lieber auf der Couch als auf Bäume zu klettern.

Ja, so langsam wirst du alt. Umso wichtiger, dass du noch lange fit und gesund bleibst. Ich frage mich oft, wie ich erkenne, welche Bedürfnisse mit deinem höheren Alter zusammenhängen und wie ich dafür sorgen kann, dass du auch im Seniorenalter Spaß am Katzenleben hast.

Auf diese und andere Fragen gibt es hier Antworten.

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Hilfe, mein Stubentiger wird alt!

Dass deine Katze ein paar Jahre mehr „auf dem Katzenbuckel“ hat, erkennst du neben körperlichen Anzeichen wie grauen Haaren oder abnehmender Muskulatur auch an Veränderungen ihrer Aktivität oder täglichen Gewohnheiten. Auch wenn sich der Alterungsprozess von Tier zu Tier unterschiedlich äußert, solltest du spätestens ab dem 7. Lebensjahr auf Alterserscheinungen deiner Katze achten.

Häufig lassen die Sinneswahrnehmungen nach. So kann deine Katze womöglich Gerüche nicht mehr oder nur schwach wahrnehmen und nicht mehr richtig hören. Zudem sehen alte Katzen nicht mehr so gut, können sogar vollständig erblinden. Auch Verhaltensänderungen wirst du feststellen, z.B. ein vermehrtes Ruhe- oder Schmusebedürfnis, nachlassenden Spieltrieb, verringerte Körperpflege sowie das Nachlassen der Gedächtnis- und Orientierungsfähigkeit.

Ältere Katzen sind zudem anfälliger für Diabetes, Zahn-, Stoffwechsel- und Verdauungsprobleme, haben Schwierigkeiten mit der Nierenfunktion und/oder den Gelenken (z.B. Arthrose). Für die Gelenkgesundheit beispielsweise ist ein gesunder Bewegungsapparat eine wichtige Voraussetzung. Die gute Nachricht: Wenn du deinen Liebling eng begleitest, aufmerksam beobachtest und gezielt unterstützt, kann er bis ins hohe Alter fit und beweglich bleiben.

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Wie alt ist meine Katze in Menschenjahren?¹

Auch für Katzen gilt: „Wir sind so alt, wie wir uns fühlen.“ So kann mancher Freigänger auch im fortgeschrittenen Alter täglich auf Beutezug gehen, während ein jüngerer Artgenosse frühzeitig ein ruhiges Rentnerleben bevorzugt.

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Gut zu wissen!

Diese Tabelle kann dir Anhaltspunkte dafür geben, wie alt deine Katze in etwa in Menschenjahren wäre. Neuere Studien geben Hinweise darauf, dass unsere Vierbeiner vor allem in den ersten Lebensjahren deutlich schneller altern als wir Menschen und sich der Prozess danach verlangsamt. Katzen wachsen nach der Geburt rasant und werden ziemlich schnell geschlechtsreif. Nach nur 8 Monaten entspricht das Katzenalter schon einem Menschenalter von etwa 13 Jahren, ist also fast in der Pubertät. Mit einem Alter von 9 bis 10 Jahren gehen sie bereits auf das Seniorenalter zu – und sollten von nun an unter besonderer Beobachtung stehen.

Wenn die Gelenke altern

Je älter deine Katze wird, desto mehr verändert sich auch ihr Körper: Die Muskulatur nimmt ab, die Knochenstruktur verändert sich durch die tägliche Belastung und die Gelenke nutzen sich ab. Bewegungen können auch immer wieder Schmerzen verursachen. So beginnt der chronische Gelenkverschleiß (= Arthrose).

Aber was genau passiert im Gelenk? Im jungen gesunden Gelenk wirkt eine Knorpelschicht, die die Knochenflächen überzieht, wie ein „Stoßdämpfer“. Im Spalt zwischen den Knochenenden befindet sich Gelenkflüssigkeit, die zusätzlich dafür sorgt, dass die Knochen bei Bewegung reibungslos übereinander gleiten. Im Laufe der Jahre produziert der Körper jedoch immer weniger dieser Flüssigkeit und (die Reibung an den Gelenkflächen nimmt zu) es fehlt an ausreichend „Gelenkschmiere“. Zusätzlich verliert der Gelenkknorpel an Elastizität. Der Stoßdämpfer kann nun nicht mehr vollständig arbeiten und Schäden am Knorpel entstehen.

Die Reibung im Gelenk führt zu wiederkehrenden Entzündungen. Diese verursachen Schmerzen und fördern den Verschleiß des Knorpels zusätzlich. Faktoren wie Übergewicht, nicht ausgeheilte Verletzungen, Über- oder Fehlbelastungen treiben den Prozess weiter voran. Ein Teufelskreis entsteht!

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Links: Gesundes Gelenk, (1) Synovialmembran, (2) Knochenwand, (3) Gelenkkapsel, (4) Gelenkknorpel, (5) Knochen, Rechts: Gelenk mit Arthrose: (6) Neubildung von Blutgefäßen und Nervenenden, (7) Knorpelschäden und -abbau, (8) Bildung von Knochenauswüchsen, (9) Entzündung der Synovialmembran, (10) Knochenumbau

Gut zu wissen!

Der Gelenkknorpel funktioniert wie ein Schwamm. Er kann nur durch regelmäßige Be- und Entlastung die Gelenkflüssigkeit aufnehmen und so mit Nährstoffen versorgt werden. Wird das Gelenk nicht bewegt, kommt es zu einer Unterversorgung des Knorpels und die Arthrose schreitet schneller voran. Das bedeutet: Moderate Bewegung ist wichtig für die Erhaltung der Gelenkgesundheit – eine komplette Schonung oder Entlastung dagegen verschlimmert das Problem häufig.

Woran erkenne ich, ob meine Katze unter Arthrose leidet?

Leider sind sehr viele Hauskatzen von Arthrose betroffen. Bereits im Alter von 6-8 Jahren zeigt fast jede 4. Katze Anzeichen einer degenerativen Gelenkerkrankung. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil betroffener Tiere weiter an.* Trotzdem bleibt die schmerzhafte und irreversible Veränderung der Gelenke oft unentdeckt. Denn sie macht sich bei Katzen besonders durch Verhaltensänderungen bemerkbar, die du zunächst womöglich gar nicht mit einer Arthrose in Verbindung bringst. Dein Schützling bewegt sich weniger und schläft mehr? Ist bei der Fellpflege nicht mehr so beweglich wie früher? Meidet Treppen oder wirkt manchmal etwas steif? Das können erste Anzeichen einer Arthrose sein.

Aber keine Sorge: Auch wenn Arthrose nicht heilbar ist, kann ihr Fortschreiten durch eine frühzeitige Diagnose und einen raschen Behandlungsbeginn meist verlangsamt werden und deine Katze trotz Einschränkungen eine bewegliche und zufriedene Seniorenzeit haben.

Wie kann ich mein Tier unterstützen?

Vermutest du, dass deine Katze an Arthrose leidet, solltest du deinen Tierarzt/deine Tierärztin zu Rate ziehen. In der Praxis werden für eine genaue Diagnosestellung die Gelenke abgetastet und gegebenenfalls weitere Untersuchungen wie Röntgenbilder oder Blutuntersuchungen etc. durchgeführt.

Die Therapie der Arthrose ist anspruchsvoll, denn sie ist in der Regel für den Rest des Lebens notwendig. Deshalb sollte sie gut verträglich und einfach anzuwenden sein. Und ganz wichtig: Sie sollte nicht nur Schmerzen und Entzündungen lindern, sondern auch den Gelenkknorpel und damit die Beweglichkeit deines Vierbeiners so lange wie möglich erhalten und schützen.

Da ältere Katzen an verschiedenen Erkrankungen gleichzeitig leiden können, gilt hier: Die zu verabreichenden Medikamente sollten gut kombinierbar und möglichst ohne Nebenwirkungen sein. Natürliche Tierarzneimittel können hier gute Dienste leisten.

Tipps für den Alltag: Das hilft deiner Katze, beweglich zu bleiben

Beobachten

Hab deine Katze gut im Blick und achte vor allem auf Verhaltensänderungen. Auch eine veränderte Angewohnheit wie das Verlegen des Schlafplatzes – z.B. ins Erdgeschoss statt in der ersten Etage – kann auf den Beginn einer Arthrose hinweisen.


Gewichtskontrolle

Achte darauf, dass deine Katze ein gesundes Körpergewicht hält. Mithilfe des Body Condition Score für Katzen kannst du feststellen, ob ihr Gewicht im normalen bzw. gesunden Bereich liegt oder ob sie „etwas zu viel auf den Rippen“ hat. Übergewicht belastet die Gelenke zusätzlich. Dein Tierarzt/deine Tierärztin kann dich zum Thema Übergewicht beraten und dir hilfreiche Tipps zur Gewichtsabnahme deiner Katze geben.


Ausreichend Bewegung

Natürliche Bewegungen trainieren die Katzengelenke: Achte darauf, dass sich deine Katze täglich ausreichend bewegt, klettert und spielt. Allerdings sollte sie – sofern es sich vermeiden lässt – nicht aus der Höhe herabspringen, da das die Gelenke stark beansprucht. Am besten lassen sich Bewegungen spielerisch integrieren, z.B. durch Federangeln oder Stoffmäuse. So wird auch das Spielverhalten wieder aktiviert.


Umgebung anpassen

Leidet deine Katze bereits unter schmerzenden Gelenken, sollte sie trotzdem ihren Instinkten und Gewohnheiten nachgehen können. Hier reichen schon kleine Anpassungen im Alltag: z.B. eine zusätzliche Ebene auf ihrem Kratzbaum. Hilfreich sind auch Rampen oder „Zwischenstationen“ zum Erreichen höherer Lieblingsplätze.


Bequeme Schlafplätze

Sorge für weiche und bequeme Schlafplätze, um die Belastung der Gelenke zu minimieren. Diese sollten gut erreichbar (nicht in der Höhe), zugluftfrei und gerne warm sein.


Katzentoilette optimieren

Bei arthrotischen Veränderungen kann dir (plötzliche) Unsauberkeit auffallen. Manche Katzen nutzen ihre Toilette gar nicht mehr – denn die Haltung, die sie beim Kot- und Urinabsatz einnehmen, kann unangenehm oder gar schmerzhaft sein. Hier hilft, eine Toilette anzubieten, die ausreichend Platz und einen tiefen Einstieg hat. Außerdem solltest du über den Standort der Katzentoilette nachdenken. Steht diese beispielsweise im Keller, wo es kalt ist, oder ist sie nur durch viele Treppen erreichbar, kann allein das ein Hindernis darstellen. Achtest du auf alle Gegebenheiten kann eine Katze auch mit Arthrose stubenrein bleiben.


Check-ups wahrnehmen

Regelmäßige Kontrollen und Gesundheitschecks sind gerade für Senioren wichtig. Hier sollten auch das Herz-Kreislauf-System, die Organgesundheit und die Beweglichkeit der Gelenke überprüft werden. Spezialisten raten spätestens ab dem 7. Lebensjahr zu diesen jährlichen Check-ups.


Organische Erkrankungen im Alter

Genau wie die Stubentiger selbst altern auch ihre Körper und Organe. Dann steigt neben der Wahrscheinlichkeit, an Arthrose zu erkranken, auch das Risiko für organische Erkrankungen. Damit du frühzeitig auf erste Anzeichen reagieren und dich bei Bedarf tierärztlich beraten lassen kannst, geben wir dir hier einen Überblick über häufige organische Erkrankungen bei Katzen im Alter:

Chronische Niereninsuffizienz

Die chronische Niereninsuffizienz ist eine der häufigsten Erkrankungen bei älteren Katzen. Schätzungsweise jede dritte Katze über 15 Jahren ist davon betroffen2. Sie tritt auf, wenn die Nieren nicht mehr in der Lage sind, das Blut zu filtern. Dadurch sammeln sich Stoffwechselprodukte im Körper an, die sonst ausgeschieden werden würden. Achte auf Anzeichen wie vermehrtes Trinken und Urinieren, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit und Mattigkeit. Je früher solche Symptome erkannt und ernstgenommen werden, desto besser kann deinem Stubentiger geholfen werden.


Diabetes mellitus

Auch für Diabetes mellitus, oft einfach als Diabetes bezeichnet, steigt das Risiko mit fortschreitendem Alter, vor allem in Kombination mit Übergewicht. So sind etwa 2% der Katzen im Alter betroffen3. Bei dieser Stoffwechselerkrankung kann die Bauchspeicheldrüse Glukose (Zucker) nicht mehr richtig verarbeiten. Der dadurch gestörte Energiehaushalt deiner Katze zeigt sich in Symptomen wie vermehrter Durst, häufiges Urinieren, Gewichtsverlust trotz guten Appetits, aber auch Müdigkeit und Teilnahmslosigkeit. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind für den weiteren Gesundheitszustand deiner Katze entscheidend.


Schilddrüsenüberfunktion

Die Schilddrüsenüberfunktion (auch Hyperthyreose), ist die häufigste Hormonerkrankung bei Katzen. Auch sie tritt häufig bei älteren Tieren (über 10 Jahre) auf und betrifft rund 10% aller Katzen4. Bei einer Hyperthyreose produziert die Schilddrüse deiner Katze zu viele Hormone. Das führt zu Verhaltensänderungen und vor allem übersteigerter Aktivität bis hin zur Aggressivität. Typische Anzeichen sind auch Gewichtsverlust trotz gesteigerten Appetits, erhöhter Durst und häufigeres Urinieren. Fallen dir diese oder andere Veränderungen auf, nimm sie unbedingt ernst: Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können die Lebensqualität deiner Katze erheblich verbessern.


Kognitive Dysfunktion

Wenn deine Katze älter wird, können sich auch ihr Gehirn bzw. ihre geistigen Fähigkeiten (z. B. Lernverhalten, Erinnerungsvermögen, Aufmerksamkeit) verändern. Vielleicht stellst du fest, dass sie ängstlicher ist, schlechter zur Ruhe kommt, sich nicht mehr so gut orientieren kann, oder sich der Tag-Nacht-Rhythmus verändert. Das alles können Anzeichen einer kognitiven Dysfunktion sein. Sie tritt bei bis zu 50% aller Katzen über 15 Jahre auf5. Obwohl es keine Heilung gibt, können Anpassungen im Umfeld und bestimmte Medikamente helfen, die Symptome zu lindern. Deine Tierärztin / dein Tierarzt wird dich hier unterstützen.


Gut zu wissen

Leider können dieselben Veränderungen und Symptome durch verschiedene Erkrankungen verursacht werden. Sei daher sei bei jeglicher Verhaltensänderung achtsam und lasse sie tierärztlich abklären. Denke generell an regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, insbesondere im Seniorenalter. Früherkennung und eine angemessene Behandlung sind das A und O, damit deine Katze noch lange fit bleibt.

Quellen anzeigen

1

Kerwin SC. Osteoarthritis in cats. Top Companion Anim Med. 2010, Nov; 25(4):218-23

2

Geddes et al., 2013

4

Peterson M. Hyperthyroidism in cats: what’s causing this epidemic of thyroid disease and can we prevent it? J Feline Med Surg. 2012 Nov;14(11):804-18. (abgerufen am 25.03.2024)